Sabine Elender - Der Hausbaum - Bedeutung, Geschichte, Brauchtum





Auf historischen Fotos und Gemälden bilden sie oft eine untrennbare Einheit: ein Wohnhaus und ein Baum. Ein Hausbaum gilt als Symbol der Urkraft des Lebens, gibt Schutz und Geborgenheit und prägt durch seinen Wuchs das Grundstück. Hausbäume waren einst Schattenspender, Luftbefeuchter und Holzreserve in Notzeiten.

Seit jeher sind Bäume ein Symbol für das Leben: An ihnen zeigt sich besonders deutlich ein Zyklus aus Wachsen und Vergehen. So lässt sich in fast allen Überlieferungen die Vorstellung von einem Weltenbaum finden, der die Achse des Universums bildet. Bei den Nordgermanen war dies eine Esche [Fraxinus]: der Weltenbaum 'Yggdrasil'. Daher stand bereits in den germanischen Gehöften eine Esche, Linde [Tilia] oder Eiche [Quercus] zum Schutz von Haus, Hof und Sippe.

Hausbäume wurden traditionell zu bestimmten Anlässen gepflanzt, zum Beispiel zu Hochzeiten, bei Geburten oder beim Neubau eines Hauses: Sie dienten als Schutz vor Sonne, Wind, Regen und Schnee und waren natürliche Blitzableiter. Seit Jahrhunderten beliebte Hausbäume sind Linden und Eichen, die beide ein hohes Alter erreichen und die Hausbesitzer über mehrere Generationen begleiten können. Die Linde galt als Schutz- und Familienbaum, der den Hausbewohnern Glück und Gesundheit garantieren sollte. Der Eiche wurden magische Kräfte und Willensstärke zugeschrieben, die sich auf die Bewohner übertragen sollten. Sie ist das Sinnbild für Standfestigkeit, Stärke und Wahrheit. Die Linde steht für eheliche Liebe, Güte und Gastfreundschaft. Und die Echte Walnuss gilt als Symbol der Fruchtbarkeit.

Viele der Bäume wurden nach altem Brauch bei der Geburt eines Kindes gepflanzt: Eiche oder Apfelbaum für die Jungen, Linde, Erle, Birn- oder Nussbaum für die Mädchen. Gemeinsam wuchsen Kind und Baum heran. War das Kind erwachsen, hatte auch der Baum eine stattliche Größe erreicht. Langlebige Bäume wie Eiche und Linde überlebten häufig 'ihren' Menschen und erinnerten noch spätere Generationen an denjenigen, als dessen Lebensbaum sie einst gepflanzt wurden.



Die Birke

Den Nord- und Osteuropäern ist die Birke Symbol der Liebe, des Lebens. Kein Mittsommerfest in Skandinavien ohne festlich geschmückte Birke, sie bedeutet – wie bei uns der Maibaum – das Frühlingserwachen, sie bringt das Licht ins Leben und die Natur. Die Neugeborenen wurden früher in Wiegen aus Birkenholz gelegt.

An Lichtmess (2.Febr.) dem Beginn des früheren Arbeitsjahres der Bauern, wurde die Zeit der längeren Tage mit der Lichtmess-Birke gefeiert.

Ihr typischstes Merkmal ist die glatte, weiße Spiegelrinde der jungen Stämme. Sie ist durch das Betulin bedingt, eine balsamische Substanz, die zusammen mit Tannin in der Rinde enthalten ist. Man verwendet sie zum Gerben von Leder, dass dadurch den charakteristischen Geruch von Juchtenleder annimmt.

Diese Spiegelrinde ist auch für die Bezeichnung „Birke“ verantwortlich. Die Basis des Wortes stammt aus dem Indoeuropäischen und bedeutete so viel wie „glänzend, leuchtend“, was ja auf den Birkenstamm zutrifft. Ebenfalls darauf zurückführen lassen sich viele Vornamen auf -bert, unter anderem die Namen Robert und Rupert, die eigentlich „vor Ruhm glänzend“ bedeuten.
Im Englischen treffen wir das Wort übrigens noch in seiner ursprünglichen Bedeutung an, nämlich in „bright“ (= strahlend, glänzend).

Aus Holz und Rinde wird Birkenteer und –öl gewonnen, beides braune und würzig riechende Flüssigkeiten von antiseptischer Wirkung. Die jungen Blätter der Birke liefern einen Tee, der bei Nieren- und Blasenleiden hilft. Aus dem frischen Saft des Baumes stellt man Haarwasser her, aus seinen dünnen Zweigen Reisigbesen. Im Frühjahr kann man dem Stamm eine zuckerhaltige Flüssigkeit entziehen, aus dem sich durch Gärung ein alkoholisches Getränk gewinnen lässt.

Die Rinde wird von den Norwegern zum Abdecken der Dächer benutzt, die Indianer Nordamerikas bespannten mit ihr ihre Kanus. Die hauchdünne Rinde kann klatschnass sein – trotzdem gelingt es immer noch, damit ein Feuer zu entfachen. Wer mal bei den Pfadfindern war, hat es vielleicht schon ausprobiert. Bis Anfang des 20.Jhr. wurden Birkenrindenstreifen spiralig gedreht, in Öl getaucht und als Fackeln verwendet. Als Kaminbrennholz ist es beliebt, weil es mit einer hellen Flamme brennt und viel Licht abgibt.


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