Sabine Elender - Vom Ohr und vom Hören - gesammelte Redewendungen



zusammengestellt für die Präsentation zum Thema "Hörwoche" in der VHS Ahrensburg im 1. Halbjahr 2008.




Links außen das Umschlagbild des Programmheftes der VHS Ahrensburg für das erste Halbjahr. Es ist eine digitale Mehrebenen-Bearbeitung der Ahrensburger Skulptur "Muschelläufer"

Links eine weitergehende Bearbeitung, welches die Nähe von der Muschel zum Ohr direkt sichtbar werden lässt.

Daneben die Vitrine im Eingangsbereich mit Bild- und Textbeiträgen.

Ganz rechts der Inhalt der Vitrine.


Redewendungen:

Ganz Ohr sein:
Gespannt, mit ungeteilter Aufmerksamkeit zuhören.

Augen und Ohren aufhalten:
Aufmerksam etwas verfolgen.

Jemandem klingen die Ohren:
Der leise, hohe Ton, den man gelegentlich in den Ohren hat, wird im Volksglauben damit in Verbindung gebracht, dass jemand über einen redet.

Die Ohren auf Durchzug stellen:
Wie ein Eisenbahnzug, der an einer Bahnstation nicht anhält, oder wie die Luft, die durch ein Zimmer mit geöffneten Fenstern und Türen zieht (Durchzug), so geht das Gehörte zu einem Ohr hinein und zum anderen wieder hinaus, bleibt nicht im Gedächtnis haften.

Jemandem die Ohren voll jammern:
Umgangssprachlich: jemanden durch ständiges Klagen belästigen.

Jemandem die Ohren lang ziehen:
Jemanden tadeln oder scharf zurrechtweisen.

Auf taube Ohren stoßen:
Mit seinen Ermahnungen, Vorschlägen oder Anliegen nichts errei-chen.

Seinen Ohren nicht trauen:
Von etwas, das man gehört hat, völlig überrascht sein.

Auf seinen Ohren sitzen:
Umgangssprachlich: nicht zuhören.

Sich aufs Ohr hauen:
Sich schlafen legen.

Auf diesem Ohr taub sein:
Von einer bestimmten Sache nichts wissen wollen.

Eins hinter die Ohren geben:
Jemanden ohrfeigen.

Ins Ohr gehen:
Gefällig klingen, sich leicht einprägen.

In den Ohren liegen:
Jemanden durch ständiges Bitten, Jammern oder Ähnliches zusetzen.

Mit roten Ohren abziehen:
Umgangssprachlich: sich beschämt entfernen.

Bis über beide Ohren in Arbeit stecken:
Besonders viel Arbeit haben.

Viel um die Ohren haben:
Sehr viel (Verschiedenes) zu tun haben.

Jemandem etwas um die Ohren hauen:
Jemandem wegen etwas heftige Vorwürfe machen oder kritisieren.

Die Ohren jucken:
Der Mensch ist neugierig

Hinter die Ohren schreiben:

Die Aufforderung, sich etwas zu merken.
Die Redewendung geht auf einen alten Rechtsbrauch zurück: Im Mittelalter hatte man bei wichtigen Regelungen wie z.B. der Festlegung von Grenzen die Kinder der Verhandlungspartner dazu geholt (an den Ohren - daher die Formulierung einen Zeugen hinzuziehen!), damit sie notfalls noch in der nächsten Generation als lebende Zeugen aussagen konnten.
Damit sie die Lage der Grenzpunkte auch nicht vergaßen, gab man ihnen an jedem Punkt ein paar Ohrfeigen. Man "schrieb" ihnen also die Position der Grenzpunkte hinter die Ohren.
Dieser Brauch ist bereits bei den ripuarischen Franken belegt und soll noch im Bayern des 18. Jahrhunderts ausgeübt worden sein. Noch im 19. Jahrhundert nahm man in Schwaben bei der jährlichen Feldbegehung Knaben mit, denen man an wichtigen Grenzpunkten Ohrfeigen verabreichte, damit sie sich möglichst lange an die Grenzen des Dorfes erinnern können.
Das Verabreichen von mnemotechnischen Ohrfeigen war im Mittelalter durchaus verbreitet. So wurden auch die angehenden Ritter im Rahmen der Zeremonie des Ritterschlags geohrfeigt, damit sie sich an die Zeremonie und ihre dort abgelegten Gelübde gut erinnern können.
Die Aufforderung, man solle sich etwas hinter die Ohren schreiben, wird heute meistens im Zusammenhang mit einer Rüge oder Standpauke verwendet.

Die Ohren steif halten:

"Halt die Ohren steif - das wird schon wieder!" Diesen Ausspruch hört man häufig, wenn man nicht den Mut verlieren soll - zum Beispiel bei Krankheiten oder schlechten Noten in der Schule.
Wird dann nämlich geraten, die Ohren steif zu halten (oder auch die Ohren zu spitzen), dann bedeutet das, aufmerksam und munter zu sein und sich von nichts und niemandem unterkriegen zu lassen.
Diese Redewendung kommt aus dem Tierreich. Wenn Pferde, Esel oder Hunde aufmerksam sind, dann halten sie ihre Ohren steif: Sie stellen die Lauscher auf und "spitzen" sie regelrecht. Lassen sie die Ohren aber herabhängen, sind sie müde oder geben keine besondere Acht.
So wurde dieses Sprichwort auf den Menschen übertragen. Auch wenn es für den mitunter schwer ist, die Ohren steif zu halten und nicht hängen zu lassen …

Das Fell über die Ohren ziehen:
Jemanden betrügen, übervorteilen. Die Bildlichkeit der Wendung bezieht sich auf das Schaf, dem nicht bloß die Wolle geschoren, sondern nach dem Schlachten das Fell gänzlich über Kopf und Ohren abgezogen wird.

Die Wände haben Ohren:
Vorsicht, Lauschangriff!

Dein Wort in Gottes Ohr:
Dein Wunsch möge erhört werden; was du gesagt hast,möge sich bewahrheiten.

Die Nacht um die Ohren schlagen:
Die ganze Nacht aufbleiben, nicht zum Schlafen kommen.

Jemanden übers Ohr hauen:

Diese Redensart bedeutet heute: "Jemanden betrügen" und stammt ursprünglich aus der Fechtsprache.
Dabei wird ein Gegner mit einem gezielten Hieb übers Ohr geschlagen. Warum der Volksmund später die Bedeutung verwässert und daraus "betrügen" machte, muss man sich so vorstellen:
Die Hiebtechnik gilt seit jeher als äußerst trickreich. Der Gegner weicht dem Hieb des Angreifers aus und versetzt ihm gleichzeitig einen vernichtenden Schlag übers Ohr.
Diese plötzliche und trickreiche Wendung führt schliesslich zum Sieg und später dann zur Bedeutung des "Betrügens".

Es "faustdick hinter den Ohren haben":
Die Formulierung "es faustdick hinter den Ohren haben" geht auf eine Art volkstümliche "Schädellehre" zurück, wonach der Sinn der Verschlagenheit seinen Ort hinter den Ohren hat und dort desto größere Wülste hervorbringt, je stärker er entwickelt ist. Die Stelle hinter dem Ohr zeigt Charaktereigenschaften an.
Wenn es jemand "faustdick hinter den Ohren hat", meint das den Schalk, der hinter den Ohren sitzt. Dieser Schalk bezieht sich auf die dort liegenden Knochenwülste. Im Mittelalter glaubte man, dass die Verschlagenheit in den Knochen wohnt. Ein großer Knochenwulst zeigt also eine große Verschlagenheit an, getarnt aber durch die Ohren.

"Feucht hinter den Ohren sein":
Ist jemand dagegen "noch feucht hinter den Ohren", dann kommt er oder sie frisch aus dem Mutterleib. Ist noch nicht einmal das Fruchtwasser getrocknet, ist auch ein Mitreden nicht möglich.

Ohrwurm:
ist für Hund und Katze eine schmerzhafte Ohrenentzündung, für uns Menschen ist der "Ohrwurm ein Lied, was einem nicht mehr aus dem Kopf geht." Insofern kann auch dieser Ohrwurm durchaus etwas Quälendes haben; ganz im Gegensatz zum Ohrenschmaus:

Ohrenschmaus:
Ein "Schmaus" ist etwas zum Essen, ein lukullischer Leckerbissen, üppig ist. Das Gleiche gilt auch für Musik. Mit "Ohrenschmaus" wirdt Musik bezeichnet, die erfüllt

Einen "Floh im Ohr" haben:
bedeutet umgangsprachlich, nicht recht bei Verstand sein (auch: "einen kleinen Mann im Ohr haben").
Der unruhig im Ohr hüpfende Floh kein klares Denken zulässt oder dass erwie ein Dämon durch das Ohr in den Kopf eindringt und das Gehirn schädigt.

Nachtigall, ick hör dir trapsen:
bedeutet, ich merke, worauf die Sache hinausläuft.
Diese Redensart könnte auf das Lied "Frau Nachtigall" aus "Des Knaben Wunderhorn" zurückgehen. Die Anfangszeilen der ersten und der zweiten Strophe ("Nachtigall, ich hör dich singen" und "Nachtigall, ich seh dich laufen!") sind möglicherweise in volkstümlicher Verballhornung zu der vorliegenden Form verschmolzen.

Ein Donnerwetter zu hören kriegen:
ausgeschimpft / zurechtgewiesen werden.

Hören und Sehen vergehen:
jemand fühlt sich ohnmächtig / überfordert; jemand ist überrascht / verwirrt.

Auf diesem Ohr schlecht hören:
bei einem bestimmten Thema das Gespräch verweigern; bei einer bestimmten Sache bei der Ablehnung bleiben.

Etwas läuten hören:
etwas durch Andeutungen erfahren

Eine Stecknadel fallen hören können:
außergewöhnlich still sein.

Etwas aus erster Hand wissen / hören / kaufen :
etwas aus bester / erster Quelle wissen / hören; etwas vom ersten Besitzer kaufen.

Das kann sich hören lassen:
das ist akzeptabel.

Nichts von sich hören lassen:
keine Nachricht von sich geben.

Noch von jemandem hören:
Die Folgen seines Handelns noch zu spüren bekommen.

Wer nicht hören will, muss fühlen:
Ungehorsam wird bestraft.

Man höre und staune:
was ich jetzt sage, ist kaum zu glauben.

Es vergeht Hören und Sehen:
Jemand erlebt etwas Unangenehmes so intensiv, dass er nicht mehr weiß, was mit ihm geschieht.

Nur vom Hörensagen kennen:
Etwas nur aus der Erzählung anderer, nicht aus eigener Erfahrung kennen.

Die Flöhe husten hören:
Schon aus den kleinsten, oft nur eingebildeten Anzeichen die (negative) Entwicklung der Dinge erkennen wollen.

Der Lauscher an der Wand hört seine eigene Schand´:
Wer heimlich lauscht, muss oft mit anhören, wie andere schlecht über ihn reden.

Dass ich keine Klagen höre:
Ermahnung, sich anständig zu benehmen.



Quellen:
DUDEN, www.redensarten-index.de


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